Claudia Reichl-Ham
Claudia Reichl-Ham ist Neuzeithistorikerin. Sie absolvierte ein Studium der Geschichte und ein Studium der Translationswissenschaften in Englisch und Spanisch, ein Doktoratsstudium (Geschichte) sowie den Masterstudienlehrgang für Archivwissenschaften des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung an der Universität Wien. Von 1996 bis 31. August 2024 war sie am Heeresgeschichtlichen Museum als Leiterin des Referates Publikationswesen/Bibliothek tätig, seit 1. September 2024 ist sie Leiterin des Referates Zeitgeschichte. Seit 2008 ist sie auch stellvertretende Abteilungsleiterin der Militärgeschichtlichen Forschungsabteilung.
Sie ist Mitglied des Militärhistorischen Beirats des Bundesministeriums für Landesverteidigung (MHB), Generalsekretärin der Österreichischen Kommission für Militärgeschichte (CAHM) sowie Mitglied des Comité de Bibliographie der Internationalen Kommission für Militärgeschichte (CIHM).
Forschungsschwerpunkte
- Militärische und politische Geschichte der Neuzeit mit Schwerpunkt auf dem 16. bis zum frühen 19. Jh.
- Habsburgisch-osmanische Beziehungen
- Bayerischer Erbfolgekrieg
-Österreichische Militärseelsorge von ihren Anfängen bis in die Zweite Republik
Aktuelle Forschung
Das Projekt “Geschichte des Bayerischen Erbfolgekrieges” widmet sich einem bislang eher stiefmütterlich behandelten Aspekt der Militärgeschichte aus der Regierungszeit Maria Theresias, einer kriegerischen Auseinandersetzung, die maßgeblich auf die Initiative Kaiser Josephs II. zurückzuführen war und als „Kartoffelkrieg“ oder „Zwetschgenrummel“ in die Geschichte einging, wobei für die Bearbeitung ein interdisziplinärer Ansatz unter Einbeziehung der Militär-, Politik-, Diplomatie-, Sozial- und Erinnerungsgeschichte gewählt wurde. Der Bogen spannt sich von der Geschichte der bayerisch-habsburgischen Beziehungen vor 1778 und früheren Versuchen der Habsburger, Bayern in ihren Besitz zu bekommen, dem diplomatischen Ränkespiel nach dem Tod des Kurfürsten Maximilian III. Joseph von Bayern und den Kriegshandlungen bzw. militärischen Operationen der feindlichen Armeen über die diplomatischen Verhandlungen, die zum Frieden von Teschen führten, bis hin zur Rezeption des Krieges in der Literatur und Kunst sowie dessen museale Rezeption. Obwohl von kurzer Dauer, erreichte diese Auseinandersetzung europäische Dimensionen. Das Projekt bietet auch einen Einblick in das komplexe, aber zunächst vergebliche Streben der Großmächte, das fragile Gleichgewicht in Europa zu wahren. Ein intensives Studium der reichhaltigen (zeitgenössischen und modernen) Literatur, ein umfassendes Aktenstudium im Österreichischen Staatsarchiv, im Bayerischen Hauptstaatsarchiv, im Sächsischen Hauptstaatsarchiv sowie im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz sowie zahlreiche Ego-Dokumente bilden die Basis für die geplante Monografie.
Publikationen (Auswahl)
Claudia Reichl-Ham, Belgrad – eine Stadt zwischen Orient und Okzident, in: Města dobývaná, dobytá a okupovaná. Kontexty a důsledky neúspěšné obrany měst od středověku do 20. Století/Cities under Siege, Conquered and Occupied. The Contexts and Consequences of the Unsuccessful Defence of Cities from the Middle Ages up to the 20th Century. Documenta Pragensia XLI, hg. v. Olga Fejtová – Martina Maříková – Jiří Pešek, Prag 2023, S. 453 – 480
Claudia Reichl-Ham – Jan Kilián – Jenny Öhman (Hg.), „15 Wochen lang bey Tag und Nacht von denen Schweden belägert“. Das Tagebuch des Johann Zatočil von Löwenbruck zur Belagerung von Prag durch die Schweden im Jahr 1648 (= Schriften des Heeresgeschichtlichen Museums, Bd. 30, Wien 2022) (diverse Beiträge)
Claudia Reichl-Ham, „Sie weinte, aber sie nahm“. Maria Theresia und die Erste Polnische Teilung (= Acta Austro-Polonica, Bd. XIV, Wien 2023), S. 43 – 75
Claudia Reichl-Ham – Bertrand Michael Buchmann, Habsburger und Osmanen. Eine bilaterale Geschichte (= Schriften des Heeresgeschichtlichen Museums, Bd. 29, Wien 2021)
Claudia Reichl-Ham, “War is Man Stuff!”? ‘Uniformed’ Women in the (Military) Service of the Habsburg Empire, in: Cutting a New Pattern. Uniformed Women in the Great War, ed. by Barton C. Hacker – Margaret Vining, Washington 2020, S. 221 – 250
Claudia Reichl-Ham, Between Entente and Central Powers: The Ottoman Empire on Its Way to War, in: Robert Frank – Catherine Horel (eds.), Entrer en guerre, 1914 – 1918. Histoire, historiographiques, mémoires (= Enjeux internationaux CISH, Bd. 44, Brüssel – Bern et al. 2018), S. 133 – 150
Claudia Ham – Roman-Hans Gröger – Alfred Sammer, Militärseelsorge in Österreich: zwischen Himmel und Erde, Graz – Wien 2001