Der Erste Weltkrieg 1914 - 1918
Informationsblatt zum Ersten Weltkrieg
Am 28. Juni 1914 wurden der Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau Sophie Chotek Herzogin von Hohenberg von einem bosnisch-serbischen Nationalisten erschossen.
Politische Entscheidungsträger waren überzeugt, den Fortbestand des Habsburgerreiches nur durch einen lokalen Krieg gegen Serbien sichern zu können. Die außenpolitischen Entscheidungsträger Österreich-Ungarns betrachteten das Attentat auf den Thronfolger als Teil einer seit Jahren währenden, von Serbien ausgehenden Politik, die auf die Abtrennung Bosniens und der Herzegowina und möglicher weiterer südslawischer Gebiete von der Habsburgermonarchie zielte. Sie machten indirekt die serbische Regierung für das Attentat mitverantwortlich.
Österreich-Ungarn erklärt Serbien den Krieg
Ein Ultimatum mit äußerst harten Bedingungen sollte sicherstellen, dass die von Serbien ausgehende Bedrohung ausgeschaltet würde – nämlich in Form eines lokalen Krieges. Belgrad stützte sich auf die Bereitschaft Russlands auf Seiten Serbiens in den Krieg einzutreten und wies einzelne Forderungen des Ultimatums zurück.
Der beabsichtigte „lokale Krieg am Balkan“, der mit der österreichisch-ungarischen Kriegserklärung am 28. Juli 1914 ausgelöst worden war, eskalierte aufgrund des tiefgehenden gegenseitigen Misstrauens, des polarisierten Bündnissystems und der militärischen Erfordernisse der Mobilisierungsplanungen innerhalb einer Woche zum europäischen und später zum Weltkrieg.
Mittelmächte versus Entente
Österreich-Ungarn, das Deutsche Reich und (ab Herbst 1914) das Osmanische Reich standen als „Mittelmächte“ auf der einen Seite den Entente-Staaten Russland, Frankreich und Großbritannien sowie Serbien und dem zunächst neutralen Belgien auf der anderen Seite gegenüber.
Viele Fronten im Ersten Weltkrieg
Die ersten Offensivpläne aller Mächte scheiterten. Zwar marschierten deutsche Truppen am 4. August 1914 in Belgien ein, um dann nach Frankreich vorzustoßen. Doch gelang Deutschland die rasche Niederwerfung Frankreichs nicht. Auch Österreich-Ungarn konnte sich gegen Serbien nicht durchsetzen. In Galizien konnte es die russische Offensive vorläufig nur unter größten Verlusten aufhalten. Wiederholte Gegenoffensiven am russischen Kriegsschauplatz führten zu einer enormen Zahl an Toten und Verwundeten, blieben jedoch erfolglos.
Erst nach der Durchbruchsschlacht von Gorlice-Tarnów im Mai 1915 konnten die deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen die Bedrohung durch die russische Armee vorläufig abwenden.
Beinahe gleichzeitig erklärte jedoch Italien, das auf die Annexion der italienischsprachigen Gebiete und Teile der Adriaküste der Donaumonarchie abzielte, dem Habsburgerreich den Krieg, obwohl es noch bis April 1915 im Dreibund mit diesem verbündet gewesen war. Durch die Eröffnung dieser neuen Front im Südwesten, die vom Raum Görz bis hin zum Hochgebirge Südtirols reichte, war Österreich-Ungarn erneut in eine schwierige Situation geraten.
Ein Krieg der Ressourcen
Der Erste Weltkrieg war aber keine Auseinandersetzung, die sich nur auf die Fronten beschränkte. Es war ein Krieg, den die Industrien gegeneinander ausfochten, wo es auch ganz besonders um die Versorgung mit Lebensmitteln ging – es konnte jeder Mensch buchstäblich die Folgen des Krieges am eigenen Leib verspüren.
Die italienische und russische Front
Ende 1915 wurde Serbien in einer vierten Offensive, an der sich auch deutsche und bulgarische Truppen beteiligten, besiegt. Österreichisch-ungarische Truppen zwangen Montenegro Anfang 1916 zur Kapitulation und rückten in Albanien ein, wo sich bereits italienische Truppen festgesetzt hatten.
Im Mai 1916 scheiterte Österreich-Ungarn mit seinem Versuch, durch eine Offensive aus Südtirol Italien zu besiegen. Am Isonzo konnte den von 1915 bis Ende 1916 insgesamt neun italienischen Offensiven nur mit Mühe Stand gehalten werden.
Im Osten führten die russische Brussilow-Offensive und der Kriegseintritt Rumäniens aufseiten der Entente neuerlich zu einer existenziellen Krise für die Habsburgermonarchie. Doch noch im selben Jahr gelang es deutschen, österreichisch-ungarischen, bulgarischen und osmanischen Truppen überraschend schnell, einen Großteil Rumäniens zu besetzen und die Front gegenüber Russland zu stabilisieren.
1917 begann sich die russische Armee aufgrund der innenpolitischen Entwicklung immer mehr aufzulösen, und mit der Oktoberrevolution wurde eine Entwicklung angestoßen, die zu Friedensschlüssen der Mittelmächte mit (Sowjet-)Russland, Ukraine und in weiterer Folge auch Rumänien führte.
Optimismus für die Mittelmächte
An der Südwestfront brachte eine gemeinsame deutsch-österreichisch-ungarische Offensive Italien in der 12. Isonzoschlacht an den Rand des militärischen Zusammenbruches. Da es dem deutschen Heer gleichfalls gelungen war, die mit großer Intensität geführten gegnerischen Angriffsoperationen an der Westfront abzuwehren, schien die militärische Situation für die Mittelmächte zu Beginn des Jahres 1918 vielversprechend zu sein.
Ernährungskrise, Streiks und Meutereien
Die militärische Lage verstellte den Blick auf die im Deutschen Reich, vor allem aber in Österreich-Ungarn immer chaotischer werdenden inneren Verhältnisse. Die Ernährungskrise erreichte 1918 katastrophale Ausmaße. Österreich-Ungarn, das bereits im Frieden mit großen Nationalitätenproblemen zu kämpfen gehabt hatte, war immer mehr vom Zerfall bedroht.
Nach dem Tod Kaiser Franz Josephs im November 1916 bemühte sich sein Nachfolger, Kaiser Karl I. (1887 – 1922), intensiv um einen Friedensschluss, blieb aber erfolglos. 1918 kam es zu Streiks und Meutereien im Inneren der österreichisch-ungarischen Monarchie.
Kriegseintritt der USA
Im Lauf des Jahres 1918 begann sich der 1917 durch den deutschen U-Bootkrieg ausgelöste Kriegseintritt der USA militärisch auszuwirken. Bis August 1918 trafen 1,3 Millionen US-amerikanische Soldaten in Europa ein. Im Frühjahr 1918 scheiterten sowohl die letzten deutschen Großoffensiven in Frankreich als auch jene der österreichisch‑ungarischen Streitkräfte am Piave. Dies war der letzte Versuch, doch noch eine militärische Entscheidung zugunsten der Mittelmächte zu erzwingen.
Die Auflösung der Monarchie
Im Herbst 1918 konnte die Auflösung der Habsburgermonarchie nicht mehr aufgehalten werden. Am 3. November 1918 unterzeichneten Vertreter Österreich‑Ungarns in der Villa Giusti bei Padua einen Waffenstillstand. Zu diesem Zeitpunkt waren auf dem Gebiet der Habsburgermonarchie bereits nationale Nachfolgestaaten gebildet worden.
Europa hatte sich gewandelt.