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Objekt des Monats Dezember 2024

Objekt des Monats Dezember 2024

Beinahe zum Rufpreis konnte ein sehr schönes und qualitätvolles Porträt, darstellend einen Angehörigen der k. k. Ersten Arcièren-Leibgarde im Rang eines Majors, vom Heeresgeschichtlichen Museum ersteigert werden.

 


 

Porträt Franz Stefenelli von Prenterhof und Hohenmaur (1859 – 1927)  

Major der k. k. Ersten Arcièren-Leibgarde, 

1916 Alois Petunvill (1862 – 1927)

 

Aquarell auf Papier, 34 x 27 cm; signiert/datiert: „A. Petunvill | 1916“; Inv. Nr. 2023/16/650; Ankauf in der Auktion "Historische Waffen, Uniformen und Militaria" am 20.12.2023 im Wiener Dorotheum.

Beinahe zum Rufpreis konnte ein sehr schönes und qualitätvolles Porträt, darstellend einen Angehörigen der k. k. Ersten Arcièren-Leibgarde im Rang eines Majors, vom Heeresgeschichtlichen Museum ersteigert werden. Franz Stefenelli von Prenterhof und Hohenmaur, über den es an sich nichts besonders Nennenswertes aus seiner Biografie zu erwähnen gibt, sitzt mit selbstbewusst-lässigem Blick und ebensolcher Haltung in einem Fauteuil. Gemessen an seiner Ordensspange könnte man meinen, man hat es bei so vielen Auszeichnungen wohl mit einem hochdekorierten Kriegshelden zu tun. Jedoch das Gegenteil ist der Fall, es handelt sich dabei um mehr „Schein als Sein“. Die Dekorationen sind von der Brustmitte nach außen sechs österreichische und zwei ausländische:

  • Militärverdienstmedaille „Signum Laudis“ in Bronze am roten Band

  • Militärdienstzeichen für Offiziere 2. Klasse

  • Jubiläumserinnerungsmedaille für die bewaffnete Macht 

  • Hof-Jubiläumskreuz 

  • Ehrenzeichen vom Österreichisch-ungarischen Roten Kreuz 2. Klasse mit der Kriegsdekoration 

  • Marianerkreuz des Deutschen Ritterordens

  • Herzogtum Lucca – Ritterkreuz des Zivilverdienstordens vom hl. Ludwig 

  • Königreich Bulgarien – Militärverdienstorden 4. Klasse.

 

Die Auszeichnungen sind typisch für einen Offizier, der in der Friedenszeit seine durchschnittliche Dienstzeit absolvierte. Seine einzige Kriegsauszeichnung ist jene vom Roten Kreuz, die nur in den Jahren von 1914 bis 1918 verliehen wurde, jedoch lässt auch diese nicht auf einen Einsatz an der Front schließen. Allerdings ist die Dekoration des Herzogtums Lucca – das Ritterkreuz des Zivilverdienstordens vom hl. Ludwig – besonders hervorzuheben. Dabei handelt es sich um eine sehr seltene Auszeichnung dieses altitalienischen Staates, die, ursprünglich 1836 gestiftet, nur bis 1883 verliehen wurde. Nachdem Herzog Karl II. (1799 – 1883) die Regierung in Parma 1847 übernommen hatte und das Herzogtum Lucca vertragsmäßig an das Herzogtum Toskana gefallen war, wurde der Orden in die Reihe der parmaischen Orden eingeordnet. Karl II. dankte 1849 zugunsten seines Sohnes Karl (III.) (1823 – 1854) als Herzog von Parma ab. Dieser stattete den Orden am 11. August 1849 mit neuen Statuten aus und verlieh ihn in fünf Klassen, wobei die Anzahl der Träger nur auf eine kleine Anzahl begrenzt war. [1]

 

Obwohl die Fotografie schon längst erfunden, vor allem die Porträtfotografie zu dieser Zeit auch technisch bereits recht ausgereift war, wollte der selbstbewusste Major ein Porträt alter Schule in Auftrag geben. Mit dem Grazer Alois Petunvill, der dieses Porträt in künstlerisch sehr qualitätvoller Manier ausführte, fand er jemanden, der in dieser Zeit der Umbrüche so ziemlich alle Techniken beherrschte. In den einschlägigen Lexika wird Petunvill als Maler, Porträt- und Aquarellmaler und als Fotograf gleichzeitig geführt. [2] Er besaß ein „Artistisches Atelier“ in der Leonhardgasse in Graz (eröffnet 1889) und dürfte damit ziemlich erfolgreich gewesen sein, wie zahlreiche Porträtfotografien, die sich im Internet recherchieren lassen, belegen. Darüber hinaus war er „Besitzer der großen goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft“. Nach seinem Tod – bemerkenswerterweise verstarben der Dargestellte und der Künstler im gleichen Jahr, 1927 – führte seine Witwe das Atelier bis 1932 weiter.

Walter Albrecht

 


[1]Der Autor dankt dem Kollegen Prof. Mag. Peter Steiner (Referent Uniformen, Orden und Ehrenzeichen, Ausrüstung und Insignien) für seine Expertise.

[2]Petunvill, Alois, Maler. Geboren am 27. November 1862 in Graz, gestorben am 13. Oktober 1927 in Graz“. Zit. bei: Heinrich Fuchs, Die österreichischen Maler des 19. Jahrhunderts, Ergänzungsbd. 2, Wien 1978, S. K 57.

 

Bildquelle: HGM Archiv, Aquarell auf Papier, 34 x 27 cm; signiert/datiert: „A. Petunvill | 1916“; Inv. Nr. 2023/16/650; Ankauf aus Auktion Dorotheum Wien 

 

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