Objekt des Monats November 2024
Konvolut von acht Projektplänen des k. u. k. höheren Geniekurses von 1905/6 über befestigte Anlagen, Gunther Burstyn (1879 – 1945).
Gunther Burstyn wurde 1879 als einer von drei Söhnen des Eisenbahningenieurs Adolf Burstyn in Bad Aussee geboren. Im Gegensatz zu seinen Brüdern, welche beide ein technisches Studium absolvierten, schlug Gunther eine Laufbahn beim Militär ein. 1895 trat Gunther Burstyn in die Pionierkadettenschule in Hainburg an der Donau ein und musterte 1899 als Kadett in das k. u. k. Eisenbahn- und Telegraphenregiment aus. Nach den Beförderungen zum Leutnant und Oberleutnant wurde Burstyn aufgrund seines besonderen technischen Talentes 1904 in den höheren Geniekurs aufgenommen. Dieser galt als militärtechnisches Studium und dessen Absolvierung war die Voraussetzung zur Aufnahme in den Geniestab der k. u. k. Armee. Ein Teil dieses Kurses war auch der Festungsbaulehre gewidmet. Im Zuge dieser Ausbildung verfasste Gunther Burstyn mehrere Zeichnungen für Befestigungsanlagen. Die Beschäftigung mit dem Russisch-Japanischen Krieg 1904/05 führte bei Burstyn zu der Überzeugung, dass nur mit einem gepanzerten, entsprechend bewaffneten und geländegängigen Motorfahrzeug im Stellungskrieg ein Durchbruch und damit der Übergang zur beweglichen Kriegsführung möglich sei. Aus dieser Idee entstand 1911 das von Burstyn entworfene Motorgeschütz, ein Entwurf, welcher seiner Zeit weit voraus war, jedoch nicht realisiert wurde. Er gilt als Ursprung der modernen gepanzerten Kampffahrzeuge. Den großen Durchbruch seiner Ideen brachte der Zweite Weltkrieg und Burstyn geriet in bis heute andauernde politische Kritik ob der Vermarktung seiner Pläne für eine Panzerfähre durch willige Kooperation mit dem NS-Regime. Burstyn litt an Depressionen und setzte seinem Leben am 15. April 1945 ein tragisches Ende.
Das vorliegende Konvolut, angefertigt von Oberleutnant Gunther Burstyn in seiner Zeit als Frequentant des höheren Geniekurses (1904 – 1907) stammt aus einem Teilnachlass. Es besteht aus acht Projektplänen des k. u. k. höheren Geniekurses von 1905/6 über befestigte Anlagen (in Kartonmappe), weiters einem Schreiben des Technischen Museums von 1932 an Oberst Burstyn, welches die Stiftung eines Modelles eines Kampfwagens bestätigt, einigen militärischen Unterlagen eines Freundes bzw. Kameraden aus dem Zweiten Weltkrieg, u. a. eine Karte aus der französischen Kriegsgefangenschaft, sowie einige private Unterlagen der Familie.
Franz Brödl
Das Objekt des Monats kann im Museum im ersten Stock in der Vitrine hinter der Statue “Austria” beim Stiegenaufgang besichtigt werden.
© HGM Archiv