Workshop „Provenienzforschung: Expeditionen der österreichisch-ungarischen Kriegsmarine“
Am 2. und 3. Dezember fand im Weltmuseum Wien der Workshop „Provenienzforschung mit dem Fokus auf Sammlungen der kaiserliche Marine Österreich-Ungarns“ statt.
Unter der Leitung von Dr. Bettina Zorn, Kuratorin Sammlung Ostasien, haben internationale Teilnehmende von Museen aus Tschechien, Ungarn, Slowenien und Österreich ihre Sammlungen und deren Zusammenhang mit der österreichisch-ungarischen Kriegsmarine präsentiert. Auch Manfred Kerry, Referat Sammlung Audio und visuelle Medien, aus dem Heeresgeschichtlichen Museum wurde eingeladen, um einen Vortrag über die veröffentlichten Reiseberichte der k. u. k. Kriegsmarine zu halten.
Auch wenn das HGM keine ethnographischen Schwerpunkte setzt, konnten dennoch dank der hauseigenen Bibliotheksbestände die Hintergründe der Expeditionsfahrten der k. u. k. Kriegsmarine zwischen 1880 und 1900 beleuchtet werden, da diese auch die offiziell gedruckten Reiseberichte dieser Fahrten beinhalten. Die genannten Berichte enthalten reichhaltige Informationen über den wirtschaftlichen Handel und auch die militärischen Kräfteverhältnisse in den bereisten Regionen, darunter etwa im Jahr 1884 West- und Ostafrika sowie Südamerika. Die Reiseberichte sind aber auch durchaus als Quellen für ein koloniales und imperiales Selbstverständnis der k. u. k. Kriegsmarine anzusehen. Hinweise auf wissenschaftliche Tätigkeit, d.h. Sammlung zoologischer, anthropologischer und botanischer Objekte lassen sich dagegen daraus kaum ableiten.
Der Workshop zeigte eindrucksvoll, wie sehr vor allem die ethnographischen Sammlungen vieler Museen von diesen Fahrten profitierten und teilweise ihren Ursprung der österreichisch-ungarischen Kriegsmarine verdanken. Dies hat zu einer Schärfung des Bewusstseins beigetragen, wie viele Museen von Beständen des Kriegsmarine eine Bereicherung erfahren haben und auf welche Weise die unterschiedlichen Bestände in die Sammlungen gekommen sind. Diskutiert wurden ebenso kritische Aspekte des Kolonialismus sowie der Provenienzforschung.
Möglicherweise wird diese Veranstaltung des Weltmuseums dazu beitragen, in Zukunft die Bestände der einzelnen Institutionen zusammenzutragen und so gemeinsam Expeditionen der Kriegsmarine und deren Bedeutung für die Museumslandschaft und den Wissenstransfer aufzuarbeiten und eine Gesamtdarstellung zu schaffen.
© HGM Archiv 1) Offizierskabine der SMS Donau, Aufnahme gegen 1894-1895, das private Interesse an exotischen Exponaten ist eindeutig zu erkennen. 2) Die SMS Saida, Korvette, Kanonen ausgefahren, die Mannschaft in den Wanten. Die Saida umsegelte von 1890 bis 1892 über den Suezkanal, nach Australien, Südamerika und schließlich zurück nach Pola die Welt und brachte von dieser Reise zahlreiche Exponate mit.