Die Feldherrenhalle
Das Vestibül des Gebäudes bringt besonders deutlich die ursprüngliche Intention des Museumsbaues zum Ausdruck, nämlich eine „Ehrenhalle der Armee“ zu schaffen, wie es Kaiser Franz Joseph I. (1830 – 1916) am 28. Februar 1863 in einer Entschließung formuliert hatte. Dieser Zielsetzung entsprechend sollten prominent platzierte Statuen an die „berühmtesten, immerwährender Nacheiferung würdigen Kriegsfürsten und Feldherren Österreichs“ erinnern. Die Reihe der 60 ausgewählten Heerführer reicht von dem 994 n. Chr. verstorbenen Babenberger Markgrafen Leopold I. bis hin zu den kaiserlichen Feldherren der bürgerlichen und nationalen Revolutionen von 1848/49, deren Standbilder im Stiegenhaus zu sehen sind. Dadurch, dass die sogenannte Ruhmeshalle, welche den Aufstieg der Habsburgermonarchie zur militärischen Großmacht vermitteln sollte, im 1. Stock über der Feldherrenhalle liegt, konnte dem Bauwerk auf diese Weise der geschichtsprogrammatische Gedanke eingeschrieben werden, dass die Machtstellung des Habsburgerreiches auf den Schultern der Feldherren ruhe.
Die Statuen in der Feldherrenhalle
56 der insgesamt 60 Statuen sind im Vestibül untergebracht und begründen damit dessen Bezeichnung als „Feldherrenhalle“. Von diesen sind wiederum jeweils vier Statuen um einen der zwölf Pfeiler gruppiert und je zwei Statuen befinden sich links und rechts der Ausgänge des Raumes. Nach der Auftragsvergabe 1864 wurden die Skulpturen zwischen 1865 und 1877 von insgesamt 31 verschiedenen Bildhauern geschaffen, wobei mit jeweils vier Werken besonders viele Standbilder von den Künstlern Vinzenz Pilz, Ludwig Schimek und Emanuel Max von Wachstein stammten. Die Ausführung erfolgte einheitlich in Carrara-Marmor, jeweils mit einer Höhe von 186 Zentimetern. Finanziert wurde etwa die Hälfte der Statuen von privaten Förderern, wobei es sich vielfach um Nachfahren der dargestellten Persönlichkeiten handelte. Nur dort, wo sich keine privaten Geldgeber fanden, wurden die Kosten aus öffentlichen Mitteln getragen. Die Namen der Sponsoren sind den Basen der Statuen ebenso zu entnehmen wie jene der Künstler und der dargestellten Personen sowie das Jahr der Anfertigung. Auf die Lebensdaten des betreffenden Herrschers oder Feldherrn verweisen wiederum oberhalb der Plastiken angebrachte Tafeln. Die nicht vergoldeten Flächen der Pfeiler sind mit der auf Kalkputz basierenden und bis ins 19. Jahrhundert sehr beliebten Maltechnik des Stucco lustro gestaltet, wodurch das Aussehen von Marmor hervorgerufen wird.
Die Verteilung der Statuen im Raum orientierte sich grundsätzlich an chronologischen Gesichtspunkten. Allerdings wurde teilweise von diesem Prinzip abgegangen, nachdem die Angehörigen der Herrscherdynastien der Babenberger und Habsburger zentral im vorderen Bereich der Halle zusammengefasst wurden. Inhaltlich bemerkenswert ist der Umstand, dass mit Andreas Baumkircher und Johann Hunyadi auch Feldherren gewürdigt wurden, die zeitweise gegen die Habsburger gekämpft hatten und dass nach einigem Zögern auch Albrecht von Wallenstein ein Standbild gewidmet wurde, da er bis dahin in der offiziösen Geschichtsschreibung der Habsburgermonarchie noch als Verräter gegolten hatte. Die in der Feldherrenhalle vertretenen Personen reichen vom ersten Babenberger-Herrscher im 10. Jahrhundert bis hin zu Feldmarschall Karl Philipp Fürst zu Schwarzenberg, dem Oberbefehlshaber der alliierten Truppen gegen Napoleon in den Jahren 1813/14.
Das Stiegenhaus
Im Stiegenhaus befinden sich zusätzlich die Skulpturen jener vier Generäle, welche als Zeitgenossen Kaiser Franz Joseph I. die Revolutionen von 1848/49 – zum Teil mit äußerst rücksichtslosen Maßnahmen – niederschlugen und somit dessen Thron retteten. Links und rechts des Zuganges zur Ruhmeshalle befinden sich noch Büsten des Vizeadmirals Wilhelm von Tegetthoff und des Admirals Maximilian Daublebsky Freiherrn von Sterneck. Es sind dies die einzigen in den Repräsentationsräumen des Museumsbaues vertretenen Marineoffiziere, da bis 1918 ein eigenes Marinemuseum in Pola [Pula] bestanden hatte. Bemerkenswert ist, dass die seit 1898 hier befindliche Büste Sternecks von Melanie Horsetzky von Hornthal geschaffen wurde. Das Heeresmuseum war somit womöglich das erste Wiener Museum, in dem ein Werk einer Bildhauerin dauerhaft ausgestellt wurde. Horsetzky war damit auch die einzige Künstlerin, die an der ornamentalen Ausgestaltung des Heeresmuseums mitwirken konnte. Zugleich war sie die erste Bildhauerin Österreichs, deren Werke öffentlich ausgestellt wurden.
Ebenfalls im Stiegenhaus zu sehen ist die von Johannes Benk geschaffene Skulptur der Austria, bei der es sich um eine Nationalallegorie handelt, welche den Gesamtstaat der Habsburgermonarchie verkörpern sollte, aber zum Zeitpunkt der Aufstellung im Jahr 1876 bereits nicht mehr den staatsrechtlichen Realitäten entsprach. Schließlich war das Kaisertum Österreich schon 1867 in die „Doppelmonarchie“ Österreich-Ungarn umgewandelt worden. Die allegorischen Fresken im Stiegenhaus stammen von Carl Rahl und seinem Schüler Christian Griepenkerl und entstanden in den Jahren 1863/64. Sie stellen über den Fenstern die traditionellen Elemente der Kriegswissenschaften dar, Strategie, Taktik und Kriegsgeschichte, sowie an der Decke die militärischen „Tugenden“ Mut und Klugheit, Macht und Einigkeit bzw. Ruhm und Ehre.
Die Statuen im Überblick
(1) Markgraf Leopold (um 940-994)/Carl Kundmann (1838-1919)/1868
(2) Herzog Heinrich II. (um 1109-1177)/Johann Pertscher (1837-1872)/1872
(3) Herzog Leopold V. (1157-1194)/Viktor Tilgner (1844-1896)/1872
(4) Herzog Friedrich II. (1210-1246)/Josef Gasser (1816-1900)/1870
(5) König Rudolf I. (1218-1291)/Karl Kundmann (1838-1919)/1867
(6) König Albrecht I. (1255-1308)/Johann Pertscher (1837-1872)/1867
(7) Herzog Leopold I. (1290-1326)/Josef Gasser (1816-1900)/1870
(8) Johann Hunyady (1385-1456)/Karl Peckary (1848-1896)/1872
(9) Andreas Baumkircher (1420-1471)/Vincenz Pilz (1816-1896)/1872
(10) Johann Giskra von Brandeis (1400-1462)/Rudolf Zafauk (1830-1889)/1871
(11) Kaiser Maximilian I. (1459-1519)/Josef Gasser (1816-1900)/1870
(12) Niklas Graf Salm (1459-1530)/Franz Erler (1829-1911)/1871
(13) Georg von Frundsberg (1473-1528)/Peter Lutt (1828-1907)/1866
(14) Wilhelm Freiherr von Rogendorf (1481-1541)/Rudolf Zafauk (1830-1889)/1871
(15) Kaiser Karl V. (1500-1558)/Emanuel Max Ritter von Wachstein (1810-1901)/1867
(16) Niklas Graf Zriny (1518-1865)/Nikolaus Vay (1828-1886)/1865
(17) Herbard Freiherr von Auersperg (1528-1575)/Antonín Wagner (1834-1895)/1868
(18) Lazarus von Schwendi (1522-1584)/Peter Lutt (1828-1907)/1867
(19) Adolf Graf Schwarzenberg (1547-1600)/Karl Costenoble (1837-1907)/1867
(20) Johann Tserclaes Graf Tilly (1559-1632)/Josef Anton Gröbmer (1812-1882)/1866
(21) Heinrich Duval Graf de Dampierre (1580-1620)/Karl Costenoble (1837-1907)/1867
(22) Karl Bonaventura Graf von Bucquoy (1571-1621)/Carl Kundmann (1838-1919)/1873
(23) Albrecht von Wallenstein (Waldstein) (1583-1634)/Ludwig Schimek (1837-1886)/1877
(24) Matthias Graf Gallas (1584-1647)/Thomas Seidan (1830-1890)/1867
(25) Johann Graf Aldringen (1588-1634)/Johann Meixner (1819-1872)/1865
(26) Gottfried Graf zu Pappenheim (1594-1632)/Ludwig Schimek (1837-1886)/1868
(27) Johann Graf Sporck (1601-1679)/Ludwig Schimek (1837-1886)/1879
(28) Johann Freiherr von Werth (1590-1652)/Ludwig Schimek (1837-1886)/1868
(29) Kaiser Ferdinand III. (1608-1657)/Emanuel Max Ritter von Wachstein (1810-1901)/1867
(30) Raimund Fürst Montecuccoli (1609-1680)/Thomas Greinwald (1821-1875)/1869
(31) Erzherzog Leopold Wilhelm (1614-1662)/Waldemar Schützinger/1867
(32) Friedrich Graf Veterani (1630-1695)/Karl Costenoble (1837-1907)/1867
(33) Ernst Rüdiger Graf Starhemberg (1638-1701)/Anton Dietrich (1799-1872)/1872
(34) Herzog Karl V. von Lothringen (1643-1690)/Josef Anton Gröbmer (1812-1882)/1867
(35) Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden (1655-1707)/Anton Schmidgruber (1837-1909)/1872
(36) Guido Graf Starhemberg (1657-1737)/Franz Gastell (1840-1927)/1875
(37) Prinz Eugen von Savoyen (1663-1736)/Carl Kundmann (1838-1919)/1869
(38) Johann Graf Pálffy ab Erdöd (1663-1751)/Johann Preleuthner (1807-1897)/1869
(39) Otto Ferdinand Graf von Abensperg u. Traun (1677-1748)/Johann Silbernagl (1836-1915)/1868
(40) Ludwig Andreas Graf Khevenhüller (1683-1744)/Waldemar Schützinger/1866
(41) Josef Wenzel Fürst von und zu Liechtenstein (1696-1772)/Vincenz Pilz (1816-1896)/1868
(42) Maximilian Ulysses Graf Browne (1705-1757)/Matthias Purkhartshofer (1827-1893)/1867
(43) Leopold Graf Daun (1705-1766)/Johann Silbernagl (1836-1915)/1871
(44) Franz Graf Nádasdy auf Fogaras (1708-1783)/József Engel (1811-1901)/1866
(45) Dagobert Graf Wurmser (1724-1797)/Angelo Malgrati/1867
(46) Gideon Freiherr von Laudon (1717-1790)/Cyprian Godebski (1835-1909)/1864
(47) Franz Graf Moritz von Lacy (1725-1801)/Cyprian Godebski (1835-1909)/1864
(48) Karl Graf Clerfayt (1733-1798)/Thomas Seidan (1830-1890)/1867
(49) Paul Freiherr Kray von Krajow (1735-1804)/Nikolaus Vay (1828-1886)/1868
(50) Prinz Friedrich Josias von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1737-1815)/Franz Mitterlechner (1819-1884)/1868
(51) Hieronymus Graf Colloredo-Mansfeld (1775-1822)/Emanuel Max Ritter von Wachstein (1810-1901)/1868
(52) Johann J. Fürst von und zu Liechtenstein (1760-1836)/Vincenz Pilz (1816-1896)/1866
(53) Andreas Hofer (1767-1809)/Johann Preleuthner (1807-1897)/1873
(54) Vinzenz Freiherr von Bianchi (1768-1855)/Thomas Seidan (1830-1890)/1867
(55) Erzherzog Karl (1771-1847)/Franz Pönninger (1832-1906)/1871
(56) Karl Philipp Fürst zu Schwarzenberg (1771-1820)/Emanuel Max Ritter von Wachstein (1810-1901)/1868
(57) Joseph Wenzel Graf Radetzky von Radetz (1766-1858)/Thomas Greinwald (1821-1875)/1867
(58) Julius Freiherr von Haynau (1786-1853)/Vincenz Pilz (1816-1896)/1866
(59) Alfred Fürst zu Windisch-Grätz (1787-1862)/Raimund Novak (1827-1879)/1866
(60) Joseph Graf Jelačić von Bužim (1801-1859)/Nikolaus Vay (1828-1886)/1869