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Das Heldendenkmal - ein ambivalenter Erinnerungsort

Das Heldendenkmal - ein ambivalenter Erinnerungsort

Das Österreichische Heldendenkmal wurde 1934 im 1821 bis 1824 von Luigi Cagnola und Pietro Nobile errichteten Äußeren Burgtor der Wiener Hofburg angelegt. Es gilt als Prestigeprojekt des autoritären Regimes unter den Bundeskanzlern Engelbert Dollfuß und Kurt Schuschnigg.


Die damals bewerkstelligten Einbauten bestanden aus zwei zentralen Elementen: der Ehrenhalle für die Habsburgische Armee oberhalb der Tordurchfahrt und der Krypta für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges im rechten Flügel des Burgtors. Die atriumartige offene Ehrenhalle des Architekten Rudolf Wondracek ist mit Steinschnitten der Künstler Herbert Dimmel und Leopold Schmid ausgestattet, die militärische Szenen aus der Geschichte der kaiserlichen Armee darstellen. Die Krypta wurde der Erinnerung der Gefallenen des Ersten Weltkrieges gewidmet. Vor dem Altar befindet sich die rote Marmorfigur des „Toten Kriegers“ von Wilhelm Frass. 

Die Eröffnung am 9. September 1934 ist im Lichte einer geschichtspolitischen Legitimierung der „Ständestaat“-Diktatur zu sehen, die mit Berufung auf die Tradition und Geschichte der Habsburgermonarchie eine katholisch-konservative Österreich-Identität schaffen wollte.

Mit 1934 –bis in die Gegenwart – diente das Österreichische Heldendenkmal den jeweiligen staatlichen Machthabern als zentrale Ort staatlich-militärischen Gedenkens.

Mit dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 wurde das Monument umgedeutet und ein Ort nationalsozialistischer Rituale. Jeweils im März von 1939 bis 1945 wurden dort etwa martialische „Heldengedenkfeiern“ durchgeführt. 

Nach 1945 verdichtete sich hier die Widersprüche der offiziellen Erinnerungskultur, den gedacht wurde sowohl der gefallenen Wehrmachtssoldaten, als auch des Widerstandes gegen das NS-Regimes. Der letztgenannten Personengruppe wurde im linken Flügel des Burgtores mit dem 1965 durch den Architekt Robert Kramreiter errichteten Weiheraums für den österreichischen Widerstand gedacht.

Die Schieflage in der Nutzungspraxis und die damit verbundenen Rituale im Heldendenkmal begann in den 2010-Jahen förmlich zu Explodieren. In den Totenbüchern des Zweiten Weltkrieges wurde 2012 der Name des NS-Massenmörders und SS-Angehörigen Josef Vallaster entdeckt. Im gleichen Jahr wurde die Figur des Toten Kriegers gehoben. Darunter konnte eine Metallhülse mit zwei handschriftlichen Botschaften von 1935 gefunden werden. Bildhauer Wilhelm Frass legte ein Zeugnis seiner nationalsozialistischen Haltung ab. Sein Mitarbeiter Alfons Riedel übermittelte der Nachwelt einen pazifistischen Gegenentwurf. Der Fund war eine Sensation und erregte internationales Aufsehen. Die renommierte Wissenschaftlerin Heidemarie Uhl sprach von der Krypta und dem Epitaph des Toten Kriegers als einem Ort, der nationalsozialistisch kontaminiert sei.

2019 wurde durch das Bundesministerium für Landesverteidigung ein „Ehrenmal des Österreichischen Bundesheeres“ mit Zustimmung von Burghauptmannschaft und Bundesdenkmalamt in der Ehrenhalle des Heldendenkmals errichtet.

Seither ist es ruhig um das Österreichische Heldendenkmal geworden, die Neugestaltungspläne scheinen ad acta gelegt worden zu sein. Es gehört zu den geschichtspolitischen „Baustellen“ der Republik, wie etwa der Altan der Neuen Hofburg, das Engelbert Dollfuß-Museum in Texting, das Karl Lueger-Denkmal in Wien und das Geburtshaus Adolf Hitlers in Braunau. Diese zentralen Erinnerungsorte sollten endlich im Sinne einer demokratische und transparenten Erinnerungskultur unter Einbeziehung der Zivilgesellschaft in die Gegenwart geholt werden.

HGM-Forscher Richard Hufschmied 

Unser Programm am Nationalfeiertag am Wiener Heldenplatz und am Burgtor

Am 26. Oktober ist das Heeresgeschichtliche Museum mit einer spannenden Mitmachstation am Wiener Heldenplatz vertreten! An unserer Bastelstation können alle Kinder ihre eigenen Fahnen und Kappen bemalen. Außerdem besteht die Möglichkeit, sich direkt vor Ort für unseren Kinderklub anzumelden!

Für Erwachsene und Jugendliche gibt es zudem Stationen beim Heldendenkmal, um das Demokratiebewusstsein zu schärfen und die Themen Erinnerungskultur beziehungsweise das Vergessen zu beleuchten:

Denk mal Demokratie!
26. Oktober 2024, 10 bis 16 Uhr, Teilnahme frei
Führungen starten alle 20Minuten, eine Anmeldung ist nicht erforderlich

Das Kulturvermittlungsteam des Heeresgeschichtlichen Museums bietet Besucher:innen des Heldenplatzes am 26.10. von 10 bis 16 Uhr die Möglichkeit Geschichte hautnah am österreichischen Heldendenkmal in Wien zu erleben. Das erste Modul, „Ende der Demokratie“, erläutert den Teilnehmenden, wie fragile demokratische Strukturen in der Vergangenheit systematisch und vorsätzlich zerstört wurden. Bei der zweiten Station - „Erinnern“- am Bundesheerdenkmal setzen wir uns mit der Bedeutung von Denkmälern und Erinnerungskultur kritisch auseinander. Als drittes Element des Programms wird „Vergessen und Erinnern“ im Weiheraum des äußeren Burgtores thematisiert und soll durch eine Filmanalyse dazu anregen, über den Umgang mit Geschichte in der heutigen Zeit nachzudenken. Dieses interaktive Programm verbindet Wissen mit Reflexion und macht Geschichte lebendig.

Literatur:

Heidemarie Uhl / Richard Hufschmied / Dieter A. Binder (Hg.), Gedächtnisort der Republik. Das Österreichische Heldendenkmal im Äußeren Burgtor der Wiener Hofburg, Geschichte – Kontroversen – Perspektiven, Wien – Köln – Weimar 2021, 464 Seiten. Mit Beiträgen von Dieter A. Binder, Stefan Gugerel, Richard Hufschmied, Richard Kurdiovsky, Richard Lein, Peter Pirker, Anna Stuhlpfarrer und Heidemarie Uhl.

©  HBF: Das Österreichische Heldendenkmal im Äußeren Burgtor der Wiener Hofburg 2010

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