Vienna Art Week
Die Künstlerin Raphaela Bielesch präsentierte im Rahmen der Vienna Art Week vom 8. bis 15. November ihre Arbeit „Ablenkungsmanöver“ im Heeresgeschichtlichen Museum.
Das HGM war heuer erstmals Teil der Art Week und zeigte mit Bieleschs Werk eine künstlerische Intervention inmitten seiner historischen Ausstellungen.
Die künstlerische Ausstellung basiert auf einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema Erinnerung und Vergänglichkeit, besonders bezogen auf Ereignisse und Geschichten aus Bieleschs Heimatort Stripfing in Niederösterreich, die im Kontext des Zweiten Weltkriegs angesiedelt sind.
Bielesch beschreibt ihr künstlerisches Schaffen als „medienübergreifend“, wobei Fotografie und Performance eine zentrale Rolle spielen. Sie setzt sich in ihrer Arbeit mit dem „Sammeln, Bewahren, Archivieren und Ordnen“ auseinander. Im Mittelpunkt des aktuellen Projekts steht das Sammeln und Bewahren von Erinnerungen, die oft bald vergessen sind. Eine Geschichte, die ihre Arbeit inspiriert hat, stammt von einer älteren Frau aus ihrer Familie. Diese Frau berichtete von „Düppeln“, kleinen Stanniolstreifen, die im Zweiten Weltkrieg abgeworfen wurden, um gegnerische Radarsysteme zu stören. Die Dorfbewohner sammelten diese Streifen, „weil sie aussahen wie Lametta“, und verwendeten sie als Christbaumschmuck. Bielesch zeigt sich von dieser Erzählung tief berührt, da „aus einem Kriegsgerät eine Dekoration zum Fest der Liebe“ wurde und damit „aus Nichts etwas machte“.
Das Projekt „Ablenkungsmanöver“, das auch mit dem Theodor Körner Preis ausgezeichnet wurde, zeigt abstrakte Fotogramme, die auf die Düppel-Ästhetik anspielen und so ein „gestörtes Radarbild“ erzeugen. Diese abstrakten Bilder entstehen durch Wiederholung: „Ich habe altes Stanniol-Lametta auf Fotopapier geworfen und belichtet. Die Wiederholung ist ein wichtiger Punkt“, erklärt Bielesch. In der Ausstellung selbst bot sie zusätzlich eine Performance Lecture dar, bei der sie „mit Körper und Stimme mit den Ausstellungsobjekten“ agierte, um so eine Verbindung von Person, Objekt und Raum zu schaffen.
Bielesch sieht ihre Arbeit nicht als dokumentarische Arbeit im herkömmlichen Sinne, sondern als „pseudodokumentarisch“, da sie eher eine „abstrakte und poetische Annäherung“ an die Geschichten sucht. Sie hofft, dass die Besucherinnen und Besucher durch die Ausstellung „überrascht werden, sich wundern und vielleicht kurz stehen bleiben“ – eine Gelegenheit, in einem Museum, das eher mit militärischer Geschichte verbunden wird, eine neue Perspektive auf Vergangenes zu gewinnen.
Der Artist Talk am 11. November mit Direktor Georg Hoffmann und Kuratorin Stephanie Damianitsch zeigte tiefere Einblicke in das Projekt und den künstlerischen Ansatz. Interessierte konnten die Ausstellung noch bis zum 15. November kostenlos besuchen. Als Abschluss der Woche fand am 15. November um 15 Uhr eine Performance Lecture statt.